Vor ca. 6 Jahren erlitt ich aufgrund eines Ärztefehlers während einer Routineoperation eine Sakral Plexus Läsion, die sich in weiterer Folge in einer Blasen- und Darmentleerungsstörung zeigte.
Kurz darauf erkrankte ich noch zusätzlich an einer sehr selten unheilbaren Generkrankung die sich „progressive komplizierte spastische Spinalparalyse“ nennt. In weiterer Folge wurden auch meine Beine spastisch gelähmt, und die dementsprechenden Schmerzen hinderten mich am längeren Laufen, sodass ich rollstuhlpflichtig wurde.
Von heute auf Morgen wird man damit konfrontiert, dass die Blase eben nicht mehr funktioniert, so wie sie sollte. Eine Tatsache mit der sich Frau/Mann zuerst einmal abfinden muss, denn schließlich hat man sich nie bewusst mit diesem Organ beschäftigt.
Mit Hilfe des ISK, den ich im Krankenhaus erlernt habe, war es nach einiger Zeit doch möglich, mein Leben wieder ohne weitere Einschränkungen weiter zu führen. Sicher geschieht das nicht von heute auf morgen. Trotzdem ist der Mensch ein Gewohnheitstier, und auch wenn ein Organ nicht mehr zu 100% seinen Dienst tut, kann ein erfülltes Leben weiterhin geführt werden.
Wichtig ist, sich trotz Einschränkung nicht unterkriegen zu lassen, sich den Gegebenheiten anzupassen und mit den richtigen Produkten, wie die von Coloplast, selbstbestimmt weiter zu leben und eine Lebensqualität zu erhalten.
Von Vorteil ist, immer alles griffbereit zu haben. Katheter & Co sind als Anwender immer noch die wichtigsten Utensilien, die während der Reise zum Einsatz kommen.
Um es humorvoll auszusprechen…
Auch wenn das Zugticket oder Sonstiges zu Hause vergessen wird, auf die Katheter sollte nie vergessen werden.
Auch sollte mit der Menge an mitgenommenen Kathetern nie gespart werden. Denn oft kann es vorkommen, dass die Reise doch länger andauert. Ansonsten kann dies natürlich die Reisepläne sehr ins Schwanken bringen.
Mein Tipp diesbezüglich ist es, immer noch für weitere 5 Tage genügend Material für den ISK mit einzuplanen. Auch genügend Desinfektionsmittel im Reisegepäck ist vorteilhaft.
Mein Leitspruch der mich immer begleitet hat, war: “Jetzt erst recht und mit Vollgas voraus. Genieße das Leben in vollen Zügen, mit Coloplast Produkten jederzeit!“
Meine Produkte, die ich anwende:
SpeediCath Compact Eve:
Sind sehr leicht zu öffnen und wieder zu verschließen, auch bei gewissen Einschränkungen der Hände, Finger sehr zu empfehlen.
Dank der dreieckigen Form liegt er besser in der Hand und kann leichter angewendet werden. Auch für mich ein riesengroßer Vorteil, da auch bei mir die Feinmotorik der Hände nicht mehr die allerbeste ist.
Zusätzlich wird aufgrund der speziellen Form ein Abrollen auf einer glatten Oberfläche, wie z.B. am Tisch, verhindert, sollte man ihn dort kurz ablegen.
Auch ist der SpeediCath Eve mit einem Urinbeutel leicht konnektierbar. Ein Produkt das ich sehr weiterempfehlen kann. Sozusagen alles in Einem.
SpeediCath Compakt Frauen:
Natürlich gibt es über diesen ausgezeichneten Katheter nur Gutes zu berichten. Ausgegangen vom Design werden auch hier neue Maßstäbe in Bezug auf die Diskretion bei der Selbstkatheterisierung der Frau gesetzt.
Lippenstiftgröße und eine einzigartige hydrophile Beschichtung machen diesen Katheter für mich zu einem idealen Produkt, sofort gebrauchsfertig, wenn man Ihn benötigt.
Und natürlich das SpeediCath Compact Set:
Für mich eine der besten innovativen Produkte, wenn es darum geht, jederzeit und überall zu katheterisieren. Auch wenn man mit der Rettung befördert wird und wenn ein Stopp in einer Rasthaustoilette aufgrund der gesundheitlichen Situation nicht möglich ist.
Vorrangig, um eine Reise anzugehen, ist, alles genau zu planen. Wird das einmal gemacht, ist der Grundstein für ein sicheres und vor allem uneingeschränktes Reisen möglich. Und dieser Plan wiederholt sich dann auch immer wieder und wird dadurch zur Routine und damit auch bald zur Gewohnheit.
Der Anwender erschafft sich damit quasi ein eigenes Sicherheitsnetz. Ob nun im Rollstuhl mobil, mit Rollator, Krücken oder sonstiger Unterstützung durch Heilbehelfe. Jeder Anwender ist individuell und kann sich mit der Zeit die eigenen Feinheiten und unterstützenden Anwendungen zurechtlegen.
Mein Favorit, um durch Österreich zu reisen, ist immer noch der Zug. Ich sagte während meines damaligen Klinikaufenthalts, der auch die eine oder andere Operation beinhaltete, immer wieder: “Sollte ich in einer entsprechenden gesundheitlichen Verfassung sein, reise ich lieber mit dem Zug als mit der Rettung.“
Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Zug besticht durch Komfort und vor allem mit sehr vielen Vorteilen, wenn es darum geht, den ISK unter fast idealen Bedingungen durchzuführen und auch das jeweilige Handicap zu handhaben.
Um ein Zugticket zu ordern, gibt es als Rollstuhlfahrer viele Möglichkeiten. Entweder bucht man das Ticket online und kann es sofort zu Hause ausdrucken. Oder die Ticketbuchung erfolgt telefonisch. Ich gebe der telefonischen Buchung den Vorzug. Natürlich ist dazu eine Kreditkarte notwendig. Es ist nämlich möglich, telefonisch nicht nur das Ticket zu ordern, sondern im gleichen Zug auch noch den erforderlichen Rollstuhlstellpatz, der sich in der ersten Klasse befindet, reservieren zu lassen. Beides, das Ticket und die Sitzplatz Reservierung, kann anschließend vor der Abfahrt am Ticketautomaten abgeholt werden, für das seitens der ÖBB ein SMS auf das Handy gesendet wird mit dem erforderlichen Code.
Zusätzlich wird auch seitens der ÖBB ein kostenloses Mobilitätsservice angeboten: Das heißt, es erwartet den Rollstuhlfahrer entweder direkt beim Einsteigen in den Zug, oder vorher, eigenes ÖBB Personal (Security) zur Begleitung aus Bahngleis. Der Treffpunkt bei der Abfahrt kann individuell vereinbart werden.
Bei der Ankunft des Zugs am Reiseziel wartet dann die Begleitung direkt beim Ausstieg und führt den Rollstuhlfahrer/in direkt durch den Bahnhof, wie z.B. bei mir bis zum Taxi. Auch dort wird zusätzlich eine Hilfestellung beim Einladen des Rollstuhls, geboten. So gesehen benötigt es auch auf Reisen keine Begleitung. Trotz Einschränkung ist es möglich, selbstbestimmt zu reisen, ohne auf zusätzliche Hilfestellung seitens einer Pflegeperson oder auch eines Familienangehörigen zurückzugreifen.
Eine Freiheit, die ich mir natürlich gönne.
Um auf das Reisegepäck zu kommen, bietet die ÖBB eine sehr gute Lösung. Nicht nur Menschen mit Handicap nützen diesen Vorteil gerne, auch ältere Menschen sowie Mütter mit Kinderwagen nehmen diese Hilfestellung gerne an. Es ist möglich, seitens der ÖBB das sogenannte Haus Gepäck Angebot in Anspruch zu nehmen. Auch hier ist die Option gegeben, diesen Dienst telefonisch gleichzeitig mit der Ticketbuchung zu reservieren.
Pro Ticket dürfen insgesamt drei Gepäckstücke versendet werden, sei es Koffer, Taschen, Rucksäcke usw. Das Gepäck darf 30 Kilogramm nicht überschreiten und kostet pro Stück 19 Euro für den Transport.
Das heißt, das Gepäck wird einen Tag vor der Abreise mit dem Zug direkt bei der Wohnadresse oder auch jeder anderen beliebigen Wunschadresse abgeholt und wird bereits am Tag darauf an der angegebenen Zieladresse zugestellt. Ein riesengroßer und fast unschätzbarer Wert, wenn man im Rollstuhl verreist. Somit ist das Einzige, das dann schlussendlich im Zug mitgeführt wird, ein Rucksack, der am Rolli angebracht wird.
All die Jahre habe ich dieses Angebot in vollem Umfang in Anspruch genommen. Vor allem, wenn ich Rehabilitations-Aufenthalte in verschiedenen Bundesländern angetreten bin und diese natürlich im Durchschnitt mindestens drei Wochen andauerten, war es mir mit diesem Service möglich, mein ganzes Gepäck und zusätzlich auch einen Koffer Heilbehelfe mit den erforderlichen Katheterprodukten, ohne weiter Umstände mitzunehmen.
Oft wird nämlich unterschätzt um was für eine größere Menge es sich dabei handelt. Es werden im Durchschnitt pro Tag 5 Katheter inklusive Mulltupfer und Desinfektion benötigt. Für mich war und ist es immer noch die beste Möglichkeit, alles, was ich für einen solchen oder auch einen anderen Aufenthalt, wie z.B. eine Urlaubsreise benötige, bequem zu befördern.
Alles in allem bereitet diese Reiseplanung nicht allzu viel Aufwand. Kurz zum Hörer gegriffen, und alles befindet sich in „trockenen Tüchern“.
Ich entscheide mich bei meinen Zugfahrten immer für einen Railjet. Ich bevorzuge die direkte Strecke, ohne Umsteigen. Der Railjet verfügt über eine in der Zug-Türe eingebaute Hebebühne, die ohne Umstände mit einem Rollstuhl selbstständig befahren werden kann. Die Traglast ist mit 300 Kilogramm zu genüge gegeben.
Der Rollstuhl Stellplatz befindet sich direkt beim Eingang zur linken oder rechten Seite. Es ist daher ein kurzer Weg, um die Behindertentoilette aufzusuchen und den ISK durchzuführen. Am Platz selber befindet sich ein kleiner Tisch mit zwei Tasten, die auf Bedarf gedrückt werden können. Auf der Ersten befindet sich eine Kaffeetasse, die den Kellner aus dem Speisewagen beordert, um ein Getränk aber auch eine warme Mahlzeit bzw. Snack zu bestellen. Ich selber habe dieses Service bei jeder Fahrt genützt, denn ein warmes Mittagessen oder auch kleiner Snack sind immer zu empfehlen.
Den anderen Schalter habe ich Gott sei Dank noch nie in Anspruch genommen. Es ist der SOS Schalter. Somit wird auch während der Zugfahrt eine gewisse Sicherheit geboten.
Für den ISK in der Behindertentoilette gibt es viele Tipps und Tricks, um diesen zu bewerkstelligen. Ist es möglich sich vom Rollstuhl umzusetzen, empfehle ich diese Variante. Es ist notwendig immer eine sterile Sitzauflage für die WC Brille zu verwenden. Diese sind in jedem Fachhandel erhältlich.
All diese Produkte sowie die Katheter usw. bewahre ich immer in einem kleinen Rucksack auf. Somit muss ich nur diesen mit auf die Toilette mitnehmen und bin mir sicher, alles griffbereit zu haben.
Das direkte Sitzen auf der Toilette hat auch den Vorteil, einen handelsüblichen Klappspiegel zu fixieren, um den Harnröhren Eingang besser zu finden. Denn bei diesem Spiegel wird der Griff unter der WC-Brille eingehängt, um über genügend Handfreiheit zu verfügen.
Coloplast bietet zusätzlich noch eine Katheterhalterung an, die mit Hilfe eines Gummibandes überall aufgehängt werden kann. Somit wäre auch diese Voraussetzung perfekt gegeben.
Bei der Ankunft am Reiseziel sollte eine barrierefreie Unterkunft gegeben sein. Meine Reisen führten mich immer in verschiedene Hotels, die wenn sie über eine gewisse Qualität verfügten, eine entsprechende Anzahl von diesen behindertengerechten Zimmern anbietet. Hier ist eine ideale Möglichkeit gegeben, sich ohne Einschränkungen auch im Rollstuhl frei zu bewegen, zu duschen, und eine dementsprechende Sitzerhöhung auf der Toilette bietet eine ideale Möglichkeit, damit auch das Umsetzen ohne Probleme verläuft.
Das alles sind ideale Bedingungen, um den ISK durchzuführen. Doch leider sparen viele Hotels an den falschen Stellen, und somit ist oft der Abfalleimer im Bad ohne Müllsack aufzufinden.
Für einen Menschen, der seine benutzten Katheter Produkte entsorgen will, ist das keine ideale Voraussetzung. Dieses kleine Problem löse ich immer damit, dass ich selbst eine kleine Rolle Müllsäcke mitnehme um sicherzugehen, dass die gebrauchten Produkte dementsprechend entsorgt werden können.
Auch ist zu beachten, dass diese behindertengerechten Zimmer in Hotels nur in einer geringen Anzahl vorhanden sind. Darum ist es erforderlich, mindestens 1 Woche vor Reiseantritt, direkt beim Hotel anzufragen, ob solch ein Zimmer für den Aufenthalt zur Verfügung steht.
Bisher ist es mir nur einmal passiert, dass kein behindertengerechtes Zimmer mehr zur Verfügung stand. Aber auch dann gibt es immer noch andere Möglichkeiten, in der Nähe ein geeignetes Hotel zu buchen.
Somit steht einem unbeschwerten Aufenthalt nichts mehr im Weg. Natürlich wird auch das benötigte Reisegepäck über den Kofferservice direkt an das Hotel zugestellt. Oft war es der Fall, dass mein Koffer vor mir ankam und ich somit beim Einchecken direkt über mein Gepäck verfügen konnte.
Mein Resümee zum Reisen mit Handicap und vor allem hinsichtlich der erforderlichen Durchführung des ISK, ist….
Eine Reise mit Handicap sollte gut geplant werden, doch werden die wichtigsten Punkte beachtet, steht einer unbeschwerten Reise nichts im Weg.
Der beste Tipp, den ich geben kann. Genießt das Abenteuer Reisen. Es lohnt sich auf alle Fälle.
Learning by doing und step by step.