1993 wurde bei mir Morbus Crohn diagnostiziert. Nach etlichen Operationen, Schüben und Schmerzen entschied ich mich 2011 für ein Stoma. Das war die beste Entscheidung meines Lebens, da ich sehr gerne verreise. Viele Male war ich in Amerika, weil ein Teil meiner Familie dort lebt.
Vor meiner Stomaanlage war das Reisen mühsam, vor allem die Nahrungsaufnahme bereitete mir enorme Schwierigkeiten. - Oft ernährte ich mich wochenlang nur von Toastbrot und Schinken. Für meine Familie war das schrecklich, und jeder hatte ein schlechtes Gewissen. Alle waren der Meinung, ich würde verhungern.
Viele Male war ich in Amerika, da ein Teil meiner Familie dort lebt. Freunde besitzen ein Boot und dachten, es würde mir eine Freude bereiten, stundenlang auf dem Ozean herum zu fahren. Für mich war das immer ein Spießrutenlauf. Allein schon der Gedanke, dass da kein WC in der Nähe war, war schon der blanke Horror für mich.
Jetzt ist alles, im Gegensatz zu früher, viel entspannter. Ich kann alles essen, ohne nachdenken zu müssen, und auch ein Besuch in einem Fastfood Restaurant ist kein Feindbild mehr.
Heuer war ich schon zweimal in Italien. und es war toll...am Strand liegen und im Meer schwimmen, gutes Essen...selbst die Hitze konnte der Erholung und dem Stoma nichts anhaben.
Da ich sehr gerne schwimmen gehe, hab ich mir Bikinis mit Boxershorts gekauft, um meine Versorgung zu etwas verstecken. Vorzugsweise ziehe ich bunte Bikinis an, denn da sieht man die Versorgung nicht auf den ersten Blick.
Da ich bei der Hitze viel trinke, kaufe ich mir immer Mineralwasser und vermeide es, Leitungswasser zu trinken, besonders in südlichen Ländern. - Selbst das Obst wasche ich mit Mineralwasser.
Im Urlaub plane ich für jeden Tag zwei Versorgungen ein.
Meine Beutel entsorge ich in den selbst mitgebrachten Müllsäcken. Wenn ich im Urlaubsland unterwegs bin, selbst am Strand, packe ich immer eine Versorgung und einen Müllsack in meine Strandtasche.
Vor dem Flughafenpersonal braucht man auch keine Angst zu haben.
In den letzten Jahren hatte ich einige Male das berüchtigte SSSS auf meiner Boardingkarte vermerkt, was eine besonders ausführliche Sicherheitskontrolle einschließlich einer sorgfältigen Durchsuchung des Handgepäcks beinhaltet. In solchen Situationen erwähne ich immer gleich, dass ich ein Stoma habe. Betretene Gesichter sind da keine Seltenheit, aber nach einer Erklärung meinerseits sind dann immer alle sehr verständnisvoll.
Und sollte etwas schief gehen, gibt es in Amerika, Italien und vielen Urlaubsländern Niederlassungen von Coloplast. Diese suche ich vor einer Reise im Internet und notiere mir für den Notfall alle Kontaktdaten.
Bevor ich auf Reisen gehe, schließe ich immer eine Reiseversicherung ab. Einige Versicherungen winken gleich ab, wenn man sagt, man hätte ein Stoma, daher sollte man sich zeitgerecht gut informieren.
Mein Hausarzt schreibt mir eine Bestätigung für mein Stoma. Diese und den Stomapass habe ich immer bei meinen Reisepapieren. Zur Sicherheit fotografiere ich alle Unterlagen mit meinem Handy.
Auf einer meiner Italienreisen stellte sich mir die große Frage „wohin mit dem Safeschlüssel“? Nach langem Überlegen kam ich auf die glorreiche Idee, den Safeschlüssel in einem Stomabeutel zu verstecken. Seither mache ich das auf jeder Reise.- Wie man sieht, ist die Versorgung individuell verwendbar :)
Fazit für mich: ich kann meine Urlaubsreisen genießen und Spass haben.
Es soll jetzt nicht der Eindruck entstehen, ich wäre mit meinem Stoma immer glücklich gewesen. ..NEIN ! Etwas anderes wäre gelogen...ich musste mich auch erst mit dem Gedanken vertraut machen, dass da „etwas auf meinem Bauch klebt“.
Was für mich persönlich ganz wichtig war und ist, ist das persönliche Umfeld. Meine Familie und meine Freunde kommen gut mit meinem Stoma klar. Die Kinder sind damit aufgewachsen, und für sie ist es ganz normal, dass da ein Beutel auf meinem Bauch klebt. Immer wenn sie gefragt haben, hab ich ihnen alles erklärt. Sie waren es auch, die meinem Stoma einen Namen gegeben haben: Seppi.
Mir hat das positive Denken meines Umfeldes sehr geholfen, mit der Situation fertig zu werden.
Es gibt auch heute noch Tage an denen ich meine Krankheit und das Stoma verfluche und mich frage warum ich? Doch dann denke ich an früher und muss mir eingestehen, dass das Stoma die beste Entscheidung war und einiges im Leben viel leichter wurde.