Die Funktionsweise und Anatomie der Blase und des Harnsystems

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Es kann helfen zu verstehen, wie eine gesunde Blase funktioniert und sich ein wenig mit der Anatomie des Körpers zu beschäftigen. Medizinische Fachkräfte versuchen mit Hilfe von Kathetern die Funktion einer „gesunden Blase“ wiederherzustellen. Wenn die Harnblase optimal funktioniert, sollte bei teilweise gefüllter Blase ein Harndrang zu spüren sein, so dass bewusst entschieden werden kann, wann und wo der richtige Moment ist, um „Wasser zu lassen“ und einen Harnrückstau in die Nieren zu verhindern. Harnlassen ist idealerweise ein kontrollierter und bewusster Prozess. Der Schlüssel zu einer gesunden Blase und Nieren ist das regelmäßige und komplette Entleeren der Harnblase über die Harnröhre. So können die Nieren optimal arbeiten.

Kommt es nun zur Inkontinenz, bedeutet das, dass eine veränderte Funktion des Harnsystems vorliegt. Wobei unter Inkontinenz verstanden wird, dass der Betroffene weder Zeit noch Ort frei wählen kann um sich zu erleichtern (das kann Harninkontinenz genauso wie Stuhlinkontinenz betreffen).
Blasenprobleme können Ihre Gesundheit und Lebensqualität signifikant beeinträchtigen. Holen Sie sich medizinischen Rat ein, um Ihre Symptome abklären zu lassen und ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Zu den Ausscheidungsorganen des Menschen gehören die Nieren mit den beiden Harnleitern zwischen Nieren und Blase, die Harnblase selbst sowie die Harnröhre. Die Blase sitzt im unteren Harntrakt, zusammen mit den Blasenschließmuskeln und der Harnröhre. Die Blase speichert den Urin, bis er über die Harnröhre ausgeschieden wird. Sie ist über die beiden Harnleiter mit den Nieren verbunden.

Der Urin wird in den Nieren produziert, deren Aufgabe es ist, als eine Art Kläranlage unseres Körpers, Stoffwechselprodukte auszuscheiden. Der fortlaufend produzierte Harn nimmt die Abfallprodukte auf und leitet sie über die Harnleiter in die Blase. Die Blase speichert den Urin, bis er nach Bedarf ausgeschieden wird. Die Blase ist ein muskuläres Hohlorgan mit großer Flexibilität. Das Fassungsvermögen beträgt bei Erwachsenen ca. 200 bis 500 ml. Durch die Speicherkapazität ist es dem Menschen möglich, die Blase 4- bis 7-mal täglich zu entleeren. Eine gefüllte Blase kann man im Unterbauch gut ertasten.

Der Abfluss des Urins aus der Blase in die Harnröhre wird über zwei Schließmuskel gesteuert, die den Blasenausgang öffnen und schließen. Diese beiden Schließmuskel sorgen für das Zurückhalten des Harns – ein innerer, der nicht beeinflussbar ist, und ein äußerer, der bewusst gesteuert wird (Kontinenz). Darüber hinaus ist für die Kontinenz eine funktionierende Beckenbodenmuskulatur von großer Bedeutung.

Grafik des Harnsystems

Die Blasenaktivität wird durch das zentrale (aus Hirn und Rückenmark bestehenden) und periphere (nicht aus Hirn und Rückenmark bestehenden) Nervensystem reguliert. Die Nervenverbindungen zwischen Blase und Gehirn sind unter anderem für die bewusste Steuerung des Vorgangs der Blasenfüllung und Blasenentleerung zuständig. In der Blase befinden sich Sensoren, die über das Rückenmark mit dem Gehirn verbunden sind. Sobald die Dehnungsrezeptoren in der Blase dem Gehirn melden, dass die Blase gefüllt ist, verspüren wir das Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen. Daraufhin gehen Nervenimpulse vom Gehirn an die Blase und zu den Schließmuskeln. Die Schließmuskeln öffnen sich, die Blase zieht sich zusammen (Kontraktion) und wird entleert.

Die gerade beschriebene Kette an Informationen erklärt warum Schädigungen von Gehirn, Nerven, Rückenmark etc. auch dazu führen können an Inkontinenz zu erkranken.

Harntrakt der Frau

Die Harnröhre der Frau ist 3 bis 5 cm lang, im ausgedehnten Zustand etwa 8 mm im Durchmesser und von einer Schleimhaut ausgekleidet. Sie durchtritt den Beckenboden und tritt zwischen Kitzler (Klitoris) und Scheide (Vagina) auf einer kleinen Vorwölbung aus. Durch die Kürze der Harnröhre und Nähe zum After ist es sehr einfach Bakterien aus dem Afterbereich in die Scheidengegend zu verschleppen. Bitte beachten Sie hierzu die genannten Vorsichtsmaßnahmen unter dem Punkt Blasenentzündungen.

Grafik Harntrakt Frau

Harntrakt des Mannes

Die Harnröhre des Mannes ist s-förmig gekrümmt und 20 bis 25 cm lang. Im Durchschnitt ist sie ebenfalls ca. 8 mm breit. Sie durchtritt die Vorsteherdrüse (Prostata), den Beckenboden und ist in den Penis eingebettet. Die Harnröhre tritt an der Eichel (Glans) aus.

Grafik Harntrakt Mann

Bei Kindern und Jugendlichen hängt die Länge der Harnröhre von Alter und Geschlecht ab.

Eine gesunde Blase sondert den Urin auf kontrollierte und bewusste Weise durchschnittlich 4–7 Mal pro Tag ab. Bei gesunden Menschen ist der über die Nieren ausgeschiedene Harn klar und bernsteingelb. Der pH-Wert liegt im Normalfall bei 5 bis 6 (leicht sauer). Die am Tag ausgeschiedene Flüssigkeitsmenge liegt im Durchschnitt bei 1000 bis 1500 ml. Viel Trinken erhöht die ausgeschiedene Menge, starkes Schwitzen reduziert sie.

Abweichungen von dieser Norm können zwar auf eine Krankheit hinweisen, müssen aber nicht. Beispielsweise kann sich der Harn nach dem Verzehr von Rhabarber zitronengelb bzw. von roten Rüben rötlich verfärben. Außerdem kann es sein, dass der Geruch des Harns sich je nach konsumierten Lebensmitteln verändert (man denke hier an zugesetzte Aromen oder andere Lebensmittel - wie zum Beispiel Spargel). Wichtig ist, dass Sie Ihren Harn regelmäßig beobachten und Veränderungen durch Ihren Arzt kontrollieren lassen.

Blasenentzündungen

Umgangssprachlich Blasenentzündungen genannt, kommen Harnwegsinfekte bei Menschen mit Blasenstörungen häufiger vor. Um das Risiko von Blasenentzündungen zu minimieren, ist es wichtig, die Blase vollständig zu entleeren, da Restharn (in der Blase verbliebener Urin) einen Harnwegsinfekt begünstigt, der sich unbemerkt und unbehandelt über die Harnleiter hoch zu einer Nierenentzündung ausweiten kann. Hierdurch wird wiederum auf Dauer die Nierenfunktion zerstört, was im schlimmsten Fall zu Nierenversagen führen kann. Die Folge ist eine Vergiftung des Körpers, da die Nieren keine Stoffwechsel-Abfallprodukte mehr ausscheiden können. In so einem Fall kommt eine Nierenersatztherapie in Form der Dialyse zum Einsatz.

Ein Harnwegsinfekt kann nachgewiesen werden, wenn Bakterien im Urin vorhanden sind und ein oder mehrere Symptome auftreten. Es ist wichtig, dass Sie den Rat Ihrer behandelnden medizinischen Fachkraft bei der Diagnose und Behandlung von Harnwegsinfekten suchen und auch befolgen.

Um Blasenentzündungen vorzubeugen ist es besonders wichtig:

  • täglich ausreichend Flüssigkeit (1,5-2 Liter) zu trinken (reines Wasser, Tee, ungesüßte und anti-alkoholische Getränke)

  • regelmäßig die Blase zu entleeren um ein Überfüllen zu vermeiden (4-7 Mal pro Tag)

  • Restharn unbedingt zu vermeiden, da er als Brutstätte für Bakterien dient

  • für ausreichende jedoch nicht zu übertriebene Hygiene zu sorgen

  • nachdem Sie Wasser gelassen haben, sich die Scheide von vorne nach hinten zu säubern

Mehr Informationen erhalten Sie unter der Seite "Harnwegsinfektion und andere Komplikationen".



Wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Blase natürlich zu entleeren / ständig entleeren müssen (mehr als 4-7 Mal pro Tag) oder nur mühsam entleeren können (etwa durch Drücken auf den Unterbauch), sollten Sie eine medizinische Fachkraft (zB Urologe) aufsuchen. Scheuen Sie sich nicht wichtige Informationen einzuholen und Ihrem Leiden ein Ende zu bereiten. Sie sind mit Ihrem Anliegen nicht allein. In Österreich sind ca. 1 Mio. Menschen von Inkontinenz betroffen.

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