Leidet ein Patient unter Stuhlinkontinenz, hat er die Fähigkeit verloren Stuhl zurückzuhalten und den Darm bewusst zu entleeren. Hierzu zählt auch, dass der Betroffene nicht mehr zwischen Stuhl und Gasen unterscheiden kann. Stuhlinkontinenz bezeichnet nicht einen einmaligen Vorgang oder eine Infektion, sondern eine Darmschwäche, die wiederholt oder über einen längeren Zeitraum auftritt.
Generell können Menschen jeder Altersklasse davon betroffen sein.
Die Stuhlinkontinenz wird in drei Schweregrade eingeteilt:
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Grad 1: Häufige Wäscheverschmutzung oder unkontrolliertes Entweichen von Darmgasen.
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Grad 2: Häufige Wäscheverschmutzung oder unkontrolliertes Entweichen von Darmgasen und Verlust von flüssigem Stuhl.
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Grad 3: Vollständig unkontrollierter Abgang von Stuhl und Darmgasen.
Formen der Stuhlinkontinenz
Es werden verschiedene Formen von Stuhlinkontinenz unterschieden. Oft bilden mehrere Faktoren ein Krankheitsbild und die Inkontinenz kann sowohl angeboren sein, aber auch erworben werden.
Bei einer Stuhlinkontinenz durch rektale Koprostase verweilt der Stuhl zu lange im Dickdarm und der Rektumampulle. Dort wird dem Stuhl so viel Flüssigkeit entzogen, dass er eindickt und daraus Kotsteine entstehen können. Dadurch kommt es zu einer Passagebehinderung und Stuhl kann nicht mehr entleert werden und die Person leidet an Verstopfung. Der Körper reagiert auf die Blockade mit einer Aktivierung sekretorische Prozesse womit der Stuhl verflüssigt werden soll.
Zu einer Störung der rektalen Speicherfunktion kann es beispielsweise nach einer Operation kommen. Nach Entfernung eines Tumors kann der Darm an die Schließmuskelöffnung wieder angeschlossen werden, jedoch führen anschließende Vernarbungen in der Umgebung zu häufigerem Stuhlgang und zur Inkontinenz. Eine weitere Ursache können chronisch entzündliche Darmerkrankungen sein, da sie die Rektumwand über Jahre verändern.
Ist die sensible Wahrnehmung der Schleimhaut des Analkanals gestört kommt es zu einer sensorischen Stuhlinkontinenz. Ursachen können neurologische Erkrankungen wie Bewusstlosigkeit oder Schlaganfall sein. Die Wahrnehmungsfunktion verringert sich ebenfalls, wenn der Anal- oder Rektumprolaps nach außen gestülpt ist.
Bei der Form der muskulären Stuhlinkontinenz ist die Analkanalschleimhaut intakt und somit die Wahrnehmung nicht gestört, aber der Schließmuskelapparat ist geschädigt. Die häufigste Ursache bei Frauen ist die vaginale Entbindung mit Dammriss. Beschädigungen können auch durch Überdehnung bei Verstopfung, nach Tumoren oder deren operativen Entfernung oder aufgrund von Beckenbodensenkungen entstehen.
Neurologische Stuhlinkontinenz umfasst Krankheitsbilder wie Schlaganfall, Alzheimer, Multiple Sklerose oder Gehirntumore. Dabei werden Botschaften des Darms vom Gehirn nicht vollständig verarbeitet. Bei dieser Form der Stuhlinkontinenz kann die Impulsüberleitung auch komplett unterbrochen werden zum Beispiel bei Rückenmarksverletzungen wie Querschnittlähmung oder Spina bifida.
Die Symptome können je nach Grundursache ganz unterschiedlich ausfallen. Zu den häufigsten Formen von Darmschwäche, an denen Menschen leiden, gehören:
Durch die starke körperliche Beeinträchtigung kommt es oft zu einer seelischen Belastung und führt häufig zu sozialer Isolation. Dieser kann durch frühzeitige professionelle Hilfe entgegengewirkt werden, damit das Leben aktiv und unbeschwert genossen werden kann.